2025

Reisebericht Brasilien 2025: Projektbesuche in Sao Paulo, Alagoinhas, Rio de Janeiro

Manaus

Ende Februar starten wir von Frankfurt über Sao Paulo und direkt weiter nach Manaus. Manaus, die Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, liegt an der Mündung des Rio Negro in den großen Fluss Amazonas. Die Stadt wurde in der Zeit zwischen 1870 und 1910 durch den Kautschukboom bekannt, weil sie der einzige Lieferant von Kautschuk war. Um diese Zeit war Manaus die wohl am weitesten entwickelte Stadt Brasiliens. Sie hatte elektrisches Licht, ein Trink- und Abwassersystem.

 

Es entstanden viele Gebäude wie der Justizpalast oder das berühmte Teatro Amazonas an denen sich der damalige Reichtum erahnen lässt. Manaus wurde zur kosmopolitischen Stadt, Menschen kamen aus allen Ländern und haben dort Arbeit gefunden. Nach dem Verlust des Weltmonopols auf Kautschuk setzte der Niedergang der Stadt ein. Öffentliche Gebäude zerfielen, Strom und Straßenbahn Netz fielen zusammen. In den Jahren 1970 kam nochmals ein wirtschaftliches Erwachen durch den Erlass als Freihandelszone.

Leider ist heute davon nichts mehr viel zu sehen, außer den großen historischen Bauwerken, die von italienischen Architekten erbaut wurden. Der alte Stadtteil ist sehr zerfallen und der neue wird von Hochhäusern beherrscht, die auch zum Teil renovierungsbedürftig sind. Die Einwohnerzahl beruht auf Schätzungen von ca. 2.500000. Heute ist die Stadt touristischer Ausgangspunkt für Ausflüge in den sehr artenreichen Amazonas Regenwald bekannt. Auch wir haben dieses Ziel und reisen nach zwei Tagen Stadterkundung weiter zu einer Lodge direkt am Rio Negro gelegen, wo wir 5 Tage durch die diversen Erkundungen per Boot und zu Fuß vieles über den Amazonas Regenwald und deren Bewohner dort erfahren. Er erstreckt sich über neun Staaten Südamerikas.

 

Den größten Anteil hat Brasilien mit einer Landfläche so groß wie Europa. Die überwältigende Artenvielfalt zählt zu den Kronjuwelen der Weltnatur. 40.000 Pflanzenarten, 400 Säugetierarten, 1300 Vogelarten und ca. 3000 Fischarten wurden bisher identifiziert – dabei sind aber viele Gebiete des Amazonas Regenwaldes noch nahezu unerforscht. Amazonien ist außerdem eine Heimat für Menschen: Rund 320 unterschiedliche indigene Bevölkerungsgruppen leben hier häufig noch auf traditionelle Art. Der Besuch eines kleinen Caboclo Dorfes hat großen Eindruck auf uns gemacht: „Caboclo“ – so werden die Einwohner genannt. Es handelt sich um eine Kultur, die aus dem Zusammentreffen portugiesischer Einwanderer mit der indigenen Bevölkerung hervorgegangen ist. Eine sehr engagierte Frau führt das Dorf mit 35 Einwohnern. Alles, was sie für die Ernährung benötigen, kommt von der Natur und wird zum Teil auf den kleinen Erdflächen angebaut, wie z. B. Maniok – eine Art von Kartoffel. Bananen, Mais, Citrusfrüchte und Heilkräuter, Fische und andere Tiere z.B. Wasserschweine werden gejagt und gemeinsam geteilt. Die Kinder werden jeden Tag mit dem Boot zur Schule abgeholt und in das nächstgrößere Dorf gebracht. Die Guides berichten uns mit großer Begeisterung und Leidenschaft über das Leben in Amazonien und weisen auf die Dringlichkeit des essenziellen Schutzes hin.

 

Durch den immensen Wasserhaushalt hat das größte Regenwaldgebiet der Welt einen enormen Einfluss auf die Erdatmosphäre. Dessen natürliche Vegetation und ihr Wolkendach schützen vor einer stärkeren Aufheizung unseres Planeten. Der Amazonas hat damit eine wichtige Schlüsselrolle für das Weltklima. Die Regenwälder binden 12% des Süßwassers auf der Erde und bieten 10% aller auf der Welt lebenden Arten eine Heimat. Diese Erfahrungen haben uns nochmal gezeigt, wie wichtig es ist diese Ressourcen zu schützen. Wieder zurück in Manaus, Flug nach Sao Paulo, wo wir am Flughafen eine Nacht verbringen. Danach Ilheus um dann per Landweg zu unserem ersten Projektbesuch nach Alagoinhas/Bahia „Pastoral do Menor“ zu kommen. Es ist ein langer Weg, trotzdem sehr interessant und vielfältig. Der Weg führt uns nämlich ca. 4 Stunden über eine recht ausgewaschene Erdstraße mit vielen Löchern.

 

Pastoral do menor de Alagoinhas

Spät Abends erreichen wir Alagoinhas und es ist eine große Freude, Padre Freddy, den Gründer des Projektes „Pastoral do Menor“ und seine Mitstreiter wieder zu sehen. Wir wohnen bei Diva, der ehemaligen Leiterin des Projektes. Ein Teil dieser großen Familie dort zu sein, ist ein sehr schönes Gefühl. Die “Pastoral do Menor“ ist eine gemeinnützige Organisation, die 1985 vom belgischen Pater Freddy Goven gegründet wurde. In den 38 Jahren Tätigkeit hat diese Institution ca. 20.000 Kindern und Jugendlichen und deren Familien durch verschiedene Entwicklungsprogramme eine bessere Zukunft ermöglicht. Eines der beeindruckendsten und zugleich herausforderndsten Projekten ist das ABRIGO- Waisenhaus für Kinder und Jugendliche, die auf der Straße aufgespürt wurden und dort vorübergehend ein zu Hause finden. Die Betreuer arbeiten mit großer Sensibilität und Leidenschaft an diesem Weg, der nur in kleinen Schritten Erfolge zeigen kann.

 

Ein weiteres Projekt gehört zum Bildungssektor und beinhaltet pädagogische Unterstützung mit den Schwerpunkten Alphabetisierung und Mathematik. Kinder von 6-12 Jahren werden dort zusätzlich zum Schulprogramm weiter gefördert, um die Schulziele zu erreichen. Mit Spiel, psychosozialer Unterstützung, Tanzworkshops, Sport, Musik und Kunstunterricht soll die Konzentration und die persönliche Entwicklung gefördert werden. 200 Kinder nehmen am Programm teil. Die Kosten für die Lehrer und eine vollwertige Mahlzeit übernimmt die Stadt. Jedes Jahr muss das Projekt neu beantragt werden und bis zum Beginn der Schule bangen die Lehrer, ob sie wieder eingestellt werden. Während der Ferien von Dezember bis März bekommen sie kein Gehalt. Sie arbeiten trotzdem ehrenamtlich an neuen Programmen für das kommende Schuljahr. Ein weiteres Projekt ARTE PELA VIDA = Kunst für das Leben. Es ermöglicht Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Musik-, Tanz- Ballett- und Theaterunterricht teilzunehmen. Wir kommen in den Genuss einer großartigen Aufführung der Theaterklasse. Gezeigt wird „der kleine Prinz“, zusammen mit dem Chor und der Balletttruppe. Diese Show ist sehr erfolgreich und wird in mehreren großen Theatern aufgeführt. Eine wunderbare Leistung, wenn man bedenkt aus welchem schwierigen Umfeld diese Jugendlichen kommen. Das Selbstbewusstsein der Teilnehmer wächst und sie bekommen Zugang zu Kulturgütern, was ein wichtiger Prozess in der Entwicklung der Persönlichkeit ist.

 

Padre Freddy hat nun die gesamte Organisation in brasilianische Hände übergeben. Barbara als Generalkoordinatorin macht ihre Arbeit mit großem Engagement und Leidenschaft. Sie war selbst Schülerin dieser Einrichtung und kennt alle Schwierigkeiten und hat ein gutes Verhandlungs-Geschick bei Behörden, was enorm wichtig ist. Antonio unterstützt sie tatkräftig in dem Bereich Kommunikation und Spendenbeschaffung. Einige Aktivitäten können nur mit Spendengeldern aufrechterhalten werden, denn der Staat Brasilien macht leider nicht viel im Bildungsbereich. Insgesamt ein großartiges Projekt, das viel Anerkennung erfährt. Insgesamt wurden bisher über 20.000 Kinder und Jugendliche dadurch gefördert. Die Jugendlichen, die an den Programmen teilgenommen haben, bekommen meistens eine Anstellung oder eine Weiterbildung in verschiedenen Betrieben von Alagoinhas und Umgebung. Eine große Anerkennung dieser wertvollen Arbeit. Wir sind dankbar, etwas zu dieser positiven Entwicklung durch unsere kleine SORRISO-Stiftung beitragen zu können.

Salvador da Bahia

Unsere Reise geht weiter nach Salvador, wo ich vor 50 Jahren mit einer Gruppe von Frauen und Kindern gearbeitet habe. Dort treffe ich Rita, die damals noch ein Kind war. Sie gibt heute Kochkurse für Frauen, die sich auf den Weg machen ein Leben außerhalb der Prostitution zu führen. Ein kleiner Samen, der aufgeblüht ist. Wir erleben die Altstadt von Salvador, das Pelourinho mit seinen vielen Kirchen und zum Teil sehr schön renovierten historischen Gebäuden als eine Perle der Kultur und Kunst. Salvador hat eine große historische Geschichte von ihrer Entdeckung über die Kolonial- und Sklavenzeit bis heute. Ein Großteil der Bevölkerung ist afrobrasilianisch und pflegt mit feurigen Rhythmen und Tänzen selbst in den Kirchen ihre Kultur.

 


Rio de Janeiro

Wir lassen Salvador hinter uns und fliegen weiter nach Rio de Janeiro, wo uns unsere liebe Freundin Fiorella Solares, Direktorin der Institution „ASM/Acao Social pela Musica – Soziale Aktion für Musik“, mit großer Freude empfängt. ASM – eine Institution, gegründet 1980 von dem Dirigenten David Machado da Silva, mit dem Ziel Kinder und Jugendlichen durch die Musik eine bessere Perspektive zu geben. Leider ist er sehr früh verstorben und seine Frau Fiorella leitet bis heute diesen Verein mit unermüdlichem Einsatz für die Jugendlichen und deren Familien. Insgesamt gibt es in Brasilien 5500 Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Stadtteilen, die an diesem Programm teilnehmen. Es sind hauptsächlich Kinder, die in prekären familiären Verhältnissen leben. Die Talentiertesten von ihnen spielen bereits im großen Jugendorchester, das mittlerweile an die berühmte Jesuitenuniversität namens PUC in Rio angeschlossen ist. Die Teilnahme an diesem großen Orchester ist ganz entscheidend für die berufliche und persönliche Weiterentwicklung der Kinder und Jugendlichen. Sie spielen bereits auf großen Bühnen, wie dem Teatro Municipal no Rio, Sala Cecilia Mereilis, Centro cultural do Banco do Brasil, und in verschiedenen Universitäten. Zudem ist die Gruppe auch in Europa – in Holland, Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf großen Bühnen aufgetreten.

 

Unterstützt wird die Gruppe auch vom deutschen Konsulat, wo sie bei politischem Empfangen spielen dürfen, z.B. beim G20-Gipfel in Rio für die deutsche Delegation. Diese jungen Menschen erfahren durch das Orchester eine ständige Weiterentwicklung – Disziplin und Konzentration beschleunigen den Reifungsprozess der Persönlichkeit. Die schnellen Verlockungen ihres Umfeldes (Drogen, Gewalt und Kriminalität) werden dadurch sehr gering und sie sind positive Vorbilder für viele andere. Wir kamen in den Genuss von einem wunderbaren Konzert mit hervorragenden Solisten und einem Chor zum Tag der offenen Tür in der Jesuitenuniversität. Ebenfalls konnten wir an den Proben für das große Opernkonzert teilnehmen. Fiorella und ihrem Team ist es gelungen, das Erdgeschoß eines größeren Bürohauses zu bekommen, mit dem Ziel, daraus Probenräume zu machen. Dies erfordert einiges an Umbauarbeiten verbunden mit erheblichen Kosten. Diese können nur mit Spenden erbracht werden, da die Stadt dafür kein Geld zur Verfügung stellt. Reiner war schon in der Funktion als Architekt beratend tätig. Insgesamt müssen die Bauarbeiten von einer Firma in Rio ausgeführt werden.

 

In dem Stadtteil Sao Goncalo-Jardim Catarina hat Fiorella ein neues Musiklernzentrum aufgebaut, an dem zurzeit 120 Kinder teilnehmen. Dieser Teil der Stadt ist sehr arm und wird hauptsächlich von einem Drogenkartell dominiert. Die Mütter sind überaus glücklich, dass es nun ein kleines Zentrum gibt, wo ihre Kinder hingehen können, um etwas in geschützter Umgebung zu erlernen. Das fantastische Team hat uns sehr beeindruckt. Die Spendengelder werden hier sehr gezielt eingesetzt und entfalten ihre Wirkung. Schweren Herzens verlassen wir nach den ereignisreichen Tagen die “cidade maravilhoso“, diese wunderbare Stadt Rio de Janeiro.

Sao Paulo

Wir kommen nach Sao Paulo, der Stadt mit heute 25.000000 Einwohnern und Zentrum der großen Economy. Superreiche stehen vielen Armen gegenüber. Unser Projekt, „Programma da Comunidade da Reconciliacao“ das wir seit 35 Jahren betreuen, liegt in der Süd Zone, in der Vila San Jose. Viele Höhen und Tiefen haben wir gemeinsam gemeistert und oft gebangt, ob die Gelder wohl genügen, um die vielen Kinder und Jugendlichen zu betreuen. Das letzte Jahr war eines der bedeutendsten Jahre in der Geschichte dieses Projektes.

 

Der besondere Meilenstein in dem vergangenen Jahr war die Erweiterung der Partnerschaft durch die Lufthansa „Help Alliance“. Aus dieser Spendensumme konnte das Nachbargrundstück mit einem etwas renovierungsbedürftigen Haus und noch ein weiteres Grundstück gegenüber der Einrichtung, zur Errichtung eines Sportplatzes, gekauft werden. Darüber hinaus können 2 Lehrer für Theater und Musikworkshops eingestellt werden. Der Spendenmarathon von RTL mit Laura Wontorra als Patin, hat dabei kräftig mitgeholfen. Herr Carsten Spohr, Chef der Lufthansa, zusammen mit seinem Südamerika Lufthansa Manager waren persönlich da und haben die Einrichtung besucht. Sie haben mit den Kindern Fußball gespielt und auf dem zu bebauenden Grundstück 2 Bäume gepflanzt. Die Grundstücke sind alle notariell gekauft und schon im Grundbuch eingetragen, die ersten Gespräche mit den Architekten geführt, bis Ende Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen.

 

Alle Kinder und Jugendlichen, die an den verschiedenen Aktivitäten teilnehmen (Theater, Tanz, Musik, Capoeira Workshops, Kochkurse, Computerunterricht, Nachhilfe in Mathe, Lesen) erfahren ein Zugehörigkeitsgefühl und sie stärken ihr Selbstbewusstsein. Sie sind wertgeschätzt. Ein Gefühl, das in ihrem häuslichen Umfeld oft nicht vorhanden ist. Zusätzlich zur Betreuung der Kinder und Jugendlichen erhalten die Familien Unterstützung durch Beratung, Konfliktmediation und Hilfestellung bei Lernschwierigkeiten. 20 junge Erwachsene erhalten die Möglichkeit, Ihre Kenntnisse in Informatik und effektiver Kommunikation für die Arbeitswelt zu erweitern.

 

Dies eröffnet die Chance auf eine Anstellung oder eine Ausbildung in einem Betrieb. Alle angebotenen Aktivitäten sind vielfältig und kombinieren spielerische und pädagogische Ansätze, die auf die physische, emotionale und kognitive Entwicklung der Kinder abzielen. All dies ist nur möglich durch ein sehr engagiertes Team von 37 Mitarbeitern. Sie alle haben eine fundiert qualifizierte Ausbildung im Erziehungsbereich und waren zum großen Teil selber einmal Schüler dieser Einrichtung. Dazu kommen 2 Auszubildende, 6 Workshopleiter und mehrere Ehrenamtliche, die mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Das deutsche Konsulat ist auf das Projekt aufmerksam gemacht worden und hat die Genehmigung für 40 neue Computer erteilt. Letzte Woche fand dann die Einweihung statt, verbunden mit dem Besuch von Frau Konsulin, die sich sehr begeistert und wertschätzend über das Projekt äußerte. So ist dies eine weitere, sehr hilfreiche Unterstützung dieser Aktivitäten. Dazu zählt die langjährige ehrenamtliche Direktorin Frau Beatriz Breuel, Bernd Bromberg, der jetzt Direktor ist, Kathy Humpert, der Leiter Luis Alves und die Prokuristin Ester Eckel, die mit ihrem großen Geschick bei den Ämtern der Stadt für regelmäßige Zahlungen kämpft. Sei es durch Erlernen eines Berufes, viele auch durch ein Studium oder der Errichtung eines kleinen Geschäftes und vieles mehr. Diese wertvolle Arbeit verdient es weiterhin unterstützt zu werden, denn nur so kann Veränderung in der Gesellschaft entstehen.

 

Von ganzem Herzen danke ich den lieben Freunden für den unermüdlichen Einsatz für eine bessere Zukunft dieser Kinder und Jugendlichen und deren Familien! Ihr schafft damit Orte der Veränderung und der Zuversicht, auf ein Leben außerhalb der Armut. Träume der Kinder werden wahr, denn Tausende von ihnen haben in den 40 Jahren des Bestehens dieser Einrichtung den Weg raus in das Leben eines verantwortungsvollen Bürgers gefunden. Die ehrenamtliche Direktion besteht aus 8 Leuten, die zusammen mit dem Leiter, Luis Alves, für das Gesamtkonzept verantwortlich ist. Mehrere Leute haben diese Einrichtung maßgeblich weiterentwickelt.

Brasilien: politische Situation

In den vergangenen Jahren erlebte Brasilien eine wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich schwierige Phase. Weitreichende Korruption sowie die schlechte wirtschaftliche Entwicklung brachten Unzufriedenheit in die Bevölkerung. Dadurch kam 2018 der populistische Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro an die Macht. Er versprach Bekämpfung von Korruption und Ankurbelung der Wirtschaft. Während dieser Amtszeit kam es zu innenpolitischen Spannungen. Der verfassungsrechtlich verankerte Schutz von Indianern und deren Lebensräumen wurde stark aufgeweicht.

Gesetzliche Vorgaben für Umwelt und Waldschutz wurden zu Gunsten der wirtschaftlichen Erschließung Amazoniens zurückgezogen. Die Justiz war nicht mehr die unabhängige Institution des Staates. Im Oktober 2022 fanden Präsidentschaftswahlen statt. In einer Stichwahl konnte sich der ehemalige Präsident, Lula da Silva, der wegen eines früheren Korruptionsskandals mehrere Jahre im Gefängnis war, mit 50,9 Stimmen knapp gegen den Amtsinhaber Bolsonaro durchsetzen. Lula da Silva steht vor der schwierigen Aufgabe, den sozialen Frieden in dem gesellschaftlich gespaltenen Land wieder herzustellen. Große Herausforderungen sind die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit, sowie ausstehende Reformen im Renten-/ Bildungs- und Steuerwesen. Die Gewalt- und Mordraten Brasiliens zählen zu den höchsten in der Welt. Vor allem in den Megastädten Rio de Janeiro, Sao Paulo, Salvador, Fortaleza gehören Drogen und Bandenkriminalität für viele Menschen zum Alltag. Ab dem Tag, an dem Lula an die Macht kam, behaupteten die Bolsonaro Anhänger, dass die Wahl gestohlen wurde, stürmten im Januar 2023 das Parlament und versuchten, einen Sturz der Regierung herbeizuführen. Zwei Jahre hat die Polizei nun gegen Bolsonaro ermittelt. Er plante nach Überzeugung der Staatsanwälte mit Verbündeten einen Putsch. Weitere 33 Regierungsmitglieder werden zusammen mit ihm angeklagt und es laufen eine ganze Reihe weiterer Verfahren gegen ihn. Die nächsten Jahre darf er kein Regierungsamt mehr übernehmen. Nächstes Jahr finden Neuwahlen statt. Viele hoffen auf einen Mitte-Rechts-Kandidaten, nur steht bisher keiner zur Verfügung. Eventuell wird sich der Gouverneur von Sao Paulo oder Minhas Gerais aufstellen lassen. Lula will nochmals antreten, obwohl große Bevölkerungsteile sehr unzufrieden mit ihm sind. Er verteilt zu viele “soziale Almosen“ an die schwache Bevölkerungsschicht und motiviert diese nicht genug zu Bildung und Arbeit. Die Bekämpfung der Kriminalität, des Drogenhandels sowie der Korruption ist ihm bisher nicht gelungen. Brasilien ist Mitglied der BRIC-Staaten, dazu gehören noch Argentinien Uruguay, Paraguay. Sie haben das Mercosur Handelsabkommen mit Europa im Januar vereinbart. Frankreichs Bauern wollen noch nicht zustimmen, da sie Angst haben, dass Europa mit billigen Agrarprodukten aus diesen Ländern eingedeckt wird. Die Handelsbeziehungen mit China sind groß. Viele Exportgüter Brasiliens gehen auch dorthin (Soja, Fleisch, Baumwolle, Papier). Lula möchte auch ein neues Währungssystem einführen, was ihm aber voraussichtlich nicht gelingen wird. So hoffen wir, dass dieses Land mit 220.000.000 Millionen Brasilianern sich weiterentwickelt. Hin zu mehr sozialer Gleichheit, Stabilität, Umweltschutz, Schutz des mächtigsten Regenwaldes (Amazonas).

 

Letzteres auch zum Wohle der gesamten Welt. Es soll ein Land der Zukunft werden, wie es Stefan Zweig auch in seinem bekannten Buch betitelt hat. Eine umfassende Reise mit vielen interessanten Erfahrungen und emotionalen, familiären Begegnungen in den Projekten neigt sich zu Ende.

Helene & Reiner Götzen, Ratingen 27.04.2025, https://stiftung-sorriso.de/.

Allen Spendern möchten wir nochmals ganz herzlichst danken, für die langjährige Unterstützung, denn nur dadurch konnte so Vieles realisiert werden!