Tag 23 – Besuch in der Reconcilacao
Gestern Abend toller Einflug zwischen all den Hochhäusern. Heute Besuch in der „comunidade da Reconcilacao“ in der Vila San José (São Paulo), unserem zweiten SORRISO Projekt.
Eine fröhliche Kinderschar mit dem Leiter Luis empfängt uns am Eingangstor. Ebenso ist die ehrenamtliche Direktion gesamthaft vertreten, da heute eine große Überraschung geplant ist. Zwei neue Räume die während der Pandemiezeit mit großer Mühe umgebaut worden sind, werden heute eingeweiht. Ein ganz großer Moment der Emotion, denn dieser Umbau hat für alle hier in dieser Einrichtung eine große Bedeutung.
Die Räume werden für die Betreuung der Kinder und deren Familien dringend gebraucht. Eine Psychologin und eine Logopädin werden dort 4-mal die Woche anwesend sein und versuchen mit einer speziellen Methode der Traumabewältigung die Familien zu unterstützen. Die Räume werden auch als Erste Hilfe Posten für Impfungen und Behandlung kleinerer Verletzungen benutzt werden.
Die gesamte Einrichtung betreut zurzeit 180 Kinder und Jugendliche von 6-17 Jahren in verschiedenen Disziplinen (Kunst, Theater, Aufklärung, Kochen, Computerunterricht, Hauswirtschaft, Nachhilfe). Im Kindergarten werden 120 Kinder liebevoll betreut mit 3 Mahlzeiten am Tag.
Erster Vortrag von Luis zur Traumabewältigung
Luis, der Gesamtverantwortliche war selber Schüler dieser Einrichtung und hat nun 2 Studienabschlüsse in der Abendschule nachgemacht. Er kommt von der Basis, kennt jedes Kind und die dazugehörige Familie mit meist traumatischen Erfahrungen. Er macht eine hervorragende Arbeit und gibt Kindern aus prekären Verhältnissen eine Perspektive.
Silvana und Tabea sind ebenso Kinder der Reconciliacao und haben jetzt durch Weiterbildung eine leitende Funktion, sind Früchte dieser Arbeit.
Nach dieser sehr schönen Zeremonie der Einweihung essen wir gemeinsam mit den Kindern zu Mittag. Am Nachmittag dann die nächste Überraschung. Die Kinder, eingeteilt nach Altersgruppen, haben eine Aufführung vorbereitet, die uns ihre Kultur zeigen soll.
Sie singen, tanzen, machen Musik, spielen Theater, Capoeira (Kampftanz), tragen bunte Kleider, die sie selbst genäht haben und Vieles mehr..
Es ist eine wunderbar bunte Mischung von Darbietungen, die die einzelnen Gruppen mit großer Freude und Begeisterung vortragen.
Wir haben großen Respekt vor dieser Arbeit, denn man muss den Alltag dieser Kinder sehen, der geprägt ist von Gewalt, sexueller Ausbeutung, Hunger und desolater Wohnung.
Durch die lange Zeit der Pandemie sind besonders diese Familien hart getroffen worden. Viele Väter haben keine Arbeit mehr, da sie Tagelöhner sind. Sie konnten die Miete nicht zahlen, das bedeutet Verlust der Wohnung, das Leben beginnt auf der Straße, auch für Familien.
Am Rande von Favelas, die heute schon auf festem Grund stehen und gemauert sind, haben diese Familien nun Zelte aufgestellt, wo sie ohne jegliche Versorgung von Strom, Wasser und Hygiene leben.
Die Reconciliacao hat in dieser schweren Zeit, in der die Einrichtung geschlossen war, 80 Tonnen Lebensmittel und Hygieneartikel von der wohlhabenden Bevölkerung eingesammelt und an die ärmsten Familien verteilt.
Die lutherische Kirche und die Pfadfinder haben sie dabei tatkräftig unterstützt. Eine Aktion der großen Solidarität unter den verschiedensten Menschen.