300 Euro pro verkaufter Wohnung
Lebenswelten 02/2013
Über das Thema Entwicklungshilfe haben sie sich kennen und schätzen gelernt. Viele Jahre haben sie sich persönlich engagiert und finanzielle Hilfe organisiert. 2006 gründete das Ehepaar Helene und Reiner Götzen die private Stiftung SORRISO (das Lächeln), um Straßenkindern in Brasilien eine Rückkehr in die Gesellschaft und eine Chance auf Ausbildung zu bieten. Ab Jahresbeginn 2012 fließen mit jeder verkauften Wohnung 300 Euro als private Spende des Ehepaars in die Stiftungsprojekte.
Wie ist die Idee entstanden?
Es war meine Idee und mein Mann fand es gut. Die Stiftung liegt mir sehr am Herzen. Weil die Spenden 1:1 dort ankommen und man in Brasilien schon mit geringen Beträgen eine Menge bewirken kann. Insofern bin dankbar für die gefundene Lösung. Natürlich werde ich auch weiterhin Spenden einsammeln. Aber es ist schon ein mühsames Geschäft, Menschen zu überzeugen, dass unsere Projekte zielführend sind und wir damit den Ärmsten helfen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Was veranlasst Sie als Unternehmer, auf jeweils 300 Euro zu verzichten?
Wir haben uns beide so entschieden. Es sind langjährige Kontakte, die wir mit den brasilianischen Institutionen pflegen, auch sehr persönliche. Diesen Weg wollen wir fortsetzen. Für uns sind die 300 Euro ein Betrag, den wir subjektiv als angemessen betrachten und den wir mit unserem Geschäftserfolg verknüpfen. So geben wir von unserem Erfolg etwas an diejenigen, denen es weniger gut geht. Grundlagen für eine positive Zukunftsperspektive junger Menschen werden geschaffen.
Warum Brasilien und nicht Deutschland?
Wir leben in einer globalisierten Welt. Insofern ist es egal, ob wir Deutsche, Südamerikaner oder Afrikaner unterstützen. Das Ziel kann doch nur sein, dass sich die ganze Welt sozial und gerecht entwickelt, damit wir alle ein menschenwürdiges Leben haben. Dazu einen Teil beitragen zu dürfen, finden wir ist eine gute und sinnvolle Sache.
Wird die Unterstützung dauerhaft sein?
Ja, das ist so angedacht. Unsere Tochter ist derzeit in Südamerika für ein soziales Projekt tätig und wird – sehr zu meiner Freude – bei der 25-Jahr-Feier unseres Projekts Programa Comunitario da Reconciliacao in Sao Paulo dabei sein. Ich begleite dieses Projekt seit 17 Jahren und bin stolz, dass es sich so vielfältig und erfolgreich entwickelt hat. Unsere Tochter wird dort ihre Kontakte knüpfen, auch zu Jüngeren. Und das ist gut so. Christiane hat vielleicht neue Ideen. Die Stiftungssatzung haben wir bewusst offen gehalten, so dass die nächste Generation auch beispielsweise Kinder in anderen Ländern unterstützen könnte.
Wird dieses Engagement auch ein „Lächeln“ auf das Gesicht der Käufer zaubern?
Wir machen es nicht primär für die Käufer, sondern es ist für uns eine Art Selbstverpflichtung, dass wir die Stiftung mit einem angemessenen Betrag jährlich unterstützen. Wichtiger Faktor für uns ist: Wenn wir Erfolg haben, wollen wir auch andere teilhaben lassen. Einen tollen anderen Aspekt sehen wir in der Identifikation der Mitarbeiter mit unserer Stiftung. Sie spenden nicht nur persönlich, sondern sorgen auch mit Aktionen oder Erlösen aus beispielsweise altem Computermaterial für Geldfluss auf dem Stiftungskonto. Die Vorbildfunktion wirkt – auch das ist eine wunderbare Erfahrung.
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